So funktioniert die Senioren-WG

Immer mehr Menschen spielen mit dem Gedanken, im Alter eine Senioren-WG zu gründen. Doch wer in einer Haus- oder Wohngemeinschaft alt werden möchte, muss im Vorfeld einiges bedenken.

Gemeinsam in einem Haus mit separaten Wohnungen, in die sich jeder nach Lust und Laune zurückziehen kann: So sieht das alternative Wohnmodell aus, dass die meisten Deutschen sich laut Umfragen für ihr Alter wünschen: die Senioren-WG.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Mitbewohner können sich in einer Senioren-WG umeinander kümmern, wenn einer gebrechlich oder pflegebedürftig wird, sie können die Lasten des Alltags gemeinsam meistern und gleichzeitig selbstbestimmt und nach dem eigenen Tagesrhythmus leben.

Selbst Prominente wie die Schauspielerinnen Anna Loos oder Uschi Glas können sich vorstellen im Alter mit Freunden zusammenzuziehen. Die derzeit bekannteste Senioren-WG ist die des ehemaligen Bremer Oberbürgermeisters Henning Scherf. Der findet sein alternatives Wohnmodell so toll, dass er das Leben darin sogar in Buchform festgehalten hat. Doch wer in einer WG sein Wohnglück finden möchte, muss im Vorfeld einiges klären.


Wohnen im Alter: Guter Verkehrsanschluss

Das beginnt schon damit, eine passende Immobilie für die Senioren-WG zu finden. Die Gemeinschaft muss klären, ob jeder eine eigene Wohnung bekommen soll oder ob ein Zimmer reicht. Denn ein ganzes Haus mit mehreren Wohnungen zu finden, ist nicht so leicht.

Auch die Lage für die Senioren-WG sollte vorausschauend gewählt werden. Am besten mit gutem Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz – wer weiß, wie lange man im Alter noch Autofahren kann. Auch Einkaufsmöglichkeiten, Grünanlagen, Kultureinrichtungen und dergleichen sollten in der Nähe der Senioren-WG sein.

Wer nicht zufällig eine große Immobilie besitzt, muss eine suchen – und das kostet oft viel Zeit und Geld. Neben möglicherweise hohen Maklergebühren kann auch die eine oder andere Umbaumaßnahme aufs Budget schlagen.

Senioren-WG: Vorausschauend planen

Auch architektonisch gilt es, einiges zu beachten. Da eine Senioren-WG von der Gemeinsamkeit lebt, sollte neben den individuellen Bereichen auch ein Gemeinschaftsraum eingeplant werden. Am besten mit Küche, Essbereich und Wohnzimmer. So entsteht Platz für gemeinsame Feste oder Essen.

Die wichtigste Eigenschaft der Senioren-WG: Alles sollte barrierefrei – oder zumindest in späteren Jahren leicht umzubauen sein. Das beginnt beim Zugang, der im Idealfall ebenerdig angelegt ist. Zu viele Stufen können im Alter ein Problem darstellen. Das sollte auch im Haus berücksichtigt werden. Ist kein Aufzug vorhanden, sollte zumindest die Möglichkeit für Treppenlifte gegeben sein.

Senioren-WG: barrierefrei Umbauen

Vor allem der Gemeinschaftsbereich – speziell die Küche – sollte bereits im Vorfeld behindertengerecht gestaltet werden. Das bedeutet, für genügend Platz für Rollstuhlfahrer zu sorgen und die Küchengeräte in der Senioren-WG in einer Höhe anzubringen, die auch im Sitzen gut erreichbar sind.

Auch in den Privaträumen der Senioren-WG sollten Bad und Kochnische schon frühzeitig barrierefrei gestaltet werden, indem etwa Schwellen vermieden werden. Außerdem sollten Sie bei der Platzierung von Waschbecken, Dusche und WC darauf achten, dass später Haltegriffe montiert werden können.

Auch wenn sich heute noch alle Bewohner der Senioren-WG bester Gesundheit erfreuen, sollte bereits für schlechtere Zeiten vorausgeplant werden. An dieser Stelle ist gut beraten, wer ein Zimmer oder eine kleine Wohnung in der Senioren-WG für eine spätere Pflegekraft reserviert.

Senioren-WG: Alle in den Mietvertrag!

Während beim gemeinsamen Erwerb eines Hauses alle Beteiligten gleichberechtigt sind, muss bei einem Mietvertrag eigens darauf geachtet werden. Nur wenn alle Hauptmieter sind, haben alle innerhalb der Senioren-WG die selben Rechte.

Oder noch besser: Jeder setzt einen separaten Mietvertrag mit dem Vermieter auf. So gibt es für die anderen keine Probleme, wenn einer nicht zahlen kann, ausziehen will oder stirbt. Auch für den Fall, dass ein neuer Mitbewohner in die Senioren-WG einziehen möchte, sollten Sie gewappnet sein. Vereinbaren Sie mit dem Vermieter ein Mitbestimmungsrecht. Nur dann können die anderen Bewohner bei der Auswahl eines neuen Mitbewohners mitreden.

Alters-WG: Eine Hausordnung beugt Streit vor

Auch unter guten Freunden gibt es mal Streit. Um schweren Auseinandersetzungen in der Senioren-WG vorzubeugen, sollten Sie ein Hausordnung aufstellen. Die häuslichen Pflichten müssen unbedingt verteilt werden: Wer kümmert sich um den Garten oder die Blumen im Gemeinschaftsraum der Senioren-WG? Wer erledigt den Abwasch oder räumt die Spülmaschine aus?

Außerdem sollten Sie die Finanzen klären und überlegen, welche Kosten in Zukunft anstehen. Die Reinigungskraft für den Gemeinschaftsraum, das Düngemittel für die Pflanzen, der Schneeräumdienst, aber auch etwaige Renovierungsarbeiten sollten aus der Gemeinschaftskasse der Senioren-WG bezahlt werden.

Ebenso sollte über vermeintliche Banalitäten wie die Haltung von Haustieren oder Besuchszeiten für Gäste, Kinder und Enkel gesprochen werden. Sonst erinnert sich mancher Bewohner der Senioren-WG bald daran, warum er einst aus der geliebten Studenten-WG geflohen ist: Der Mangel an Ruhe war schuld.

Anna Wieder